Erziehung ist (k)ein Kinderspiel – Ansprüche an das Christkind

Der Weihnachtszauber hat viele Gesichter: Zauber des Christkinds, Zauber des Friedens, Zauber des Tages, der alle Sehnsüchte erfüllen soll. Wir leben in einer vom Konsum geprägten Welt, das spüren auch unsere Kinder und sind offen für die Verlockungen der Konsumwelt, die sie mit allen Mitteln der Werbe- und Manipulationskunst zu beeinflussen trachtet. 

Franziska, 10, schreibt eifrig Briefe an das Christkind. Sie studiert die Werbung und recherchiert im Internet, um ihre Wünsche möglichst präzise zu formulieren. Mit einer umfangreichen Liste wendet sie sich an ihre Mutter. 

Mädchenträume und Klischees

Ein Wunsch sticht besonders hervor: ein supertolles Puppenhaus. Die emanzipierte Mutter ist nicht nur vom Anspruchsdenken der Tochter irritiert, sondern auch von deren klischeehaftem, altmodischen Wunsch. Sie hatte doch stets versucht, ihrer Tochter keine stereotypen Rollenbilder aufzudrängen. Außerdem: ist Franziska für Puppen nicht schon zu alt? Ich denke, das Puppenhaus symbolisiert für Franziska ihre kindlichen Impulse von Mütterlichkeit, zutiefst in Mädchen verankert. Warum eigentlich will man als moderne Frau diese leugnen? Lassen wir doch Buben Buben und Mädchen Mädchen sein! Das tut ihrer Entwicklung gut. Als aufgeklärtes Kind glaubt Franziska zwar nicht mehr an das Christkind, sie ist aber trotzdem im Bann der großen Nacht der Geschenke, in der alle Sehnsüchte in Erfüllung gehen sollen.

Verständnis und Fingerspitzengefühl

Verständnis und Fingerspitzengefühl sind daher gefragt und ein klarer Hinweis, dass das Christkind eine Auswahl treffen wird. Sie als Eltern, eventuell in Absprache mit anderen Bezugspersonen, die Ihr Kind beschenken wollen, müssen diese Entscheidung treffen. Diese Entscheidung soll aber keine willkürliche sein. Sie kennen sicher das Gefühl der Enttäuschung, wenn Sie mit Dingen beschenkt werden, die Sie eigentlich gar nicht wollten, Ihre eigentlichen Herzenswünsche jedoch unerkannt und unbeachtet blieben.

Lassen Sie ihr Kind reden und hören Sie gut zu

Fragen Sie Ihr Kind, was ihm an welchen Dingen besonders gefällt, was es damit tun würde etc. Geben Sie keine vorschnellen Kommentare ab, sondern unterstützen Sie es dabei, die Wenn und Aber selbst herauszufinden und zu erkennen, was ihm wirklich wichtig ist und welche Dinge wahrscheinlich nach kurzem „Hype“ unbeachtet im Schrank landen würden.

Bei solchen Gesprächen erfahren Sie mehr über die Träume Ihres Kindes und was dahintersteckt und es bekommt Aufmerksamkeit und emotionale Nähe in weihnachtlicher Stimmung, vielleicht vor dem Schlafengehen, beim Anzünden der Kerzen des Adventkranzes, für Christen begleitet von einem kurzen Gebet. Solche Gespräche könnten zu unvergesslichen Kindheitserinnerungen werden. Sie helfen Ihrem Kind auch dabei, zu verkraften, dass nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen, selbst wenn Sie sich das leisten könnten. Damit unterstützen Sie auch seinen persönlichen Reifungsprozess. Machen Sie auch keine vorschnellen Zusagen, sondern weisen Sie darauf hin, dass das Christkind immer überraschen möchte.

Konsumrausch: Haben oder Sein?

Fast alle Menschen haben Sehnsucht danach, dass Weihnachten mehr sei als ein Fest des Konsumrausches, unabhängig davon, ob wir christliche Überzeugungen haben oder nicht. Es ist ein Familienfest, an dem wir Zuneigung erleben, Gutes tun und den Wert unseres Menschseins spüren wollen. 

Trotzdem ist es schön, wenn Träume wahr werden. Das zeigen uns besonders die leuchtenden Kinderaugen unter dem Weihnachtsbaum. Darum ist es für Eltern und Verwandte eine besondere Herausforderung, mäßig, herzlich und sinnhaft zu schenken und Weihnachten liebevoll und persönlich zu gestalten.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Maria Neuberger-Schmidt

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