Ein Weihnachten der Überraschungen
Zwischen Kindheitstraditionen und stillen Momenten liegt eine Erkenntnis: Weihnachten ist das Fest der Liebe – auch der Liebe zu uns selbst.
Weihnachten ist eine Zeit, die wir mit Gemütlichkeit, Familientreffen und Traditionen verbinden. Bei uns gibt es jedes Jahr den heiß begehrten „italienischen Salat“, den der Opa tagsüber liebevoll zubereitet und die Lachsterrine, ein Rezept das schon meine Mutter in meiner Kindheit zubereitete. Und weil es das nur am Heiligen Abend gibt, fiebern die Kinder jedes Jahr daraufhin – da sind auch keine (kulinarischen) Überraschungen erwünscht.
Überraschend sind dafür nach der Kindermette und dem Festschmaus die Packerl, die unterm Weihnachtsbaum glitzern und darauf warten, ausgepackt zu werden.
Weihnachten ist somit beides – Überraschung als auch feste Tradition.
Und es ist schön, wenn jedes Jahr gleich die Kerzen am Baum funkeln, der Duft der Sternspritzern durchs Wohnzimmer wabert, die Kinder mit leuchtenden Augen davorstehen und sich freuen.
Weihnachten kann auch anders sein
Und dann gibt es Momente im Leben, da ist vielleicht alles anders. Das Leben ist manches Mal überraschend – nicht immer positiv. Wir haben mit Umständen zu kämpfen, die wir uns nicht ausgesucht hätten: Krankheiten, Scheidungen, der Tod geliebter Menschen, plötzliche Einsamkeit. Gerade noch standen wir zu Weihnachten mit den Kindern vor dem glitzernden Christbaum und sangen Weihnachtslieder. Und dann kann es sein, dass auf einmal nichts mehr ist, wie es war.
Die Schwester meiner Freundin – 44 Jahre alt und Mutter zweier Söhne, die am Heiligen Abend bei deren Vater und Großeltern sein werden – hat sich dazu entschieden, Weihnachten ganz allein auf Amrum zu verbringen. Sie möchte dort, an ihrem Kraftplatz, ihre Seele baumeln lassen. Eine andere Bekannte hat beschlossen, sich am 24. Dezember mit einem guten Buch auf der Couch zu verkrümeln, um sich von den Herausforderungen des letzten Jahres zu erholen.
Weihnachten - das Fest der Liebe
Wie auch immer wir Weihnachten heuer feiern werden – eines ist gewiss:
Weihnachten ist das Fest der Liebe – der Nächstenliebe, aber auch der Selbstliebe. Wir können nicht immer kontrollieren, was das Leben uns bringt. Wir können uns jedoch entscheiden, wie wir darauf reagieren.
Allein zu sein bedeutet nicht gleich, einsam zu sein.
Die beiden Frauen freuen sich darauf, an Weihnachten gut für sich selbst sorgen zu können, um die eigenen Krafttöpfe wieder aufzutanken.
Von Herzen geben
Für mich bedeutet Weihnachten auch zu geben, nicht immer mit großen Geschenken, sondern etwas, das das Herz anderer Menschen berührt und erwärmt:
- wertschätzende Worte (einmal ausgesprochen und nicht nur gedacht)
- die zweite Kerze zum Mitheimnehmen des Friedenslichts aus der Christmette an die alte Dame, die keine dabeihat, und ein nettes Gespräch dazu
- ein paar Sackerl selbstgebackene Kekse, mit denen ich zu den Haustüren meiner Nachbarn gehe, um Trost zu spenden, Danke zu sagen oder einfach nur um Gesundheit zu wünschen und ein Stück Frieden zu verbreiten.
Und schon ist mein Herz so erfüllt, dass für die Einsamkeit viel weniger Platz darin ist.
