Eifersucht: „Willst du mich verhungern lassen?!“

Wenn sich Kinder durch ein kleines Geschwisterchen benachteiligt fühlen, setzen sie manchmal alles daran, die Aufmerksamkeit der Eltern zu erbetteln oder zu erzwingen – kleine Erpressungstaktiken inklusive. Bitte nicht falsch verstehen: dieses Kind ist nicht böse. Aber wie kann man solche Situationen kompetent meistern?

Als die Mutter gerade stillt, meldet sich Simon, 3 Jahre, lautstark: „Ich bin hungrig!“ Die Mutter bittet ihn, noch etwas zu warten. Zornig schreit er sie an: „Willst du mich verhungern lassen?!“

Die Mutter reagiert betroffen: „Aber nein, ich komm’ ja gleich!“ Sie achtet nach Möglichkeit darauf, dass Simon sich nicht benachteiligt fühlt. Er ist ein fröhliches Kind und war anfangs sehr begeistert über die Geburt seiner Schwester. Doch ist er immer häufig gereizt und ungeduldig, wenn sich die Mama um das Baby kümmert.

Offenbar fällt es ihm nicht immer leicht, der liebe große Bruder zu sein, der er sein wollte.

Was das im Alltag bedeutet, spürt er erst jetzt so mit der Zeit. Er merkt aber auch, dass er seine Mama mit solch heftigen Vorwürfen verunsichern und unter Druck setzen kann. Je mehr sie versucht, ihm alles recht zu machen, dann umso mehr.

Mitleid und Schuldgefühle führen in einen Teufelskreis

Simon befindet sich in einer natürlichen Entwicklungskrise. Er braucht kein Mitleid und keine Schuldgefühle, denn die wird er instinktiv instrumentalisieren, durch Zorn und sonstige Verhaltensauffälligkeiten.

Mit Verständnis und Sicherheit durch die Krise begleiten

Simon braucht zuerst Verständnis für seinen emotionalen Stress, dann erst eine Lösung. Einfühlsam könnte die Mutter seine Gefühle beschreiben: „Du bist verärgert, dass ich immer zuerst das Baby versorgen muss, und das, obwohl du schon sooo hungrig bist!“ Simons Vorwurf („Willst du mich verhungern lassen?!“) kann sie durch Hinterfragen entkräftigen, aber sie braucht sich nicht zu rechtfertigen.

„Meinst du wirklich, wir lassen dich verhungern?“ um dann auf ihn einzugehen und bald auf ein anderes Thema zu wechseln.

Vielleicht kann er schon kleine Aufträge erfüllen, die ihn stolz machen, wie zB eine frische Windel für das Baby bringen, wodurch auch die Wartezeit schneller vergeht und Anlass für Lob und Anerkennung bringen.

Vorausplanen

Die Mutter sollte darauf achten, dass sie vor längeren Pflegehandlungen zuerst mit Simon abklärt, was er braucht und was er währenddessen tun kann.

„Ich mute dir das zu!“

Bei allem Verständnis muss sie auch vermitteln: „Ich mute dir das zu!“ dann wird er lernen, mit seinen Emotionen klarzukommen und die ganze Familie kann das Leben zu viert voll genießen.

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Ein Artikel von

Portraitfoto Maria Neuberger-Schmidt

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