„Ausgehen“: Wie viel ist zu viel?

Seit unsere Tochter 14 Jahre alt ist, ist ausgehen ein Thema. Bisher haben wir es recht gut gemeistert. Doch die Herausforderungen mehren sich.

Am „Anfang“ waren die Fragen noch relativ unschuldig

Ob sie denn heute eine Freundin treffen dürfe. Sie würden gerne bei dieser oder jener einen Fernsehabend machen. Dabei hatten wir natürlich alles im Blick: War sie wirklich bei besagter Freundin und wer war noch da? Wir setzen klare Zeiten, wann sie zuhause sein musste. Wenn es zu Übernachtungen ebendort kam, dann bestanden wir auf die Nummer der Mutter oder des Vaters der Freundin.

So oder so ähnlich blieb es lange Zeit. Was sich vielleicht noch veränderte, waren die Gruppengrößen. Womöglich auch noch die Zeiten, zu denen sie allerspätestens zuhause sein musste.

Ebenfalls erhöhte sich die „Frequenz“, sie war also öfter „unterwegs“.

Dennoch blieb es im Grunde harmlos. Und die Erhöhung der Häufigkeit verbuchten wir unter dem Punkt Pubertät. Denn da war es ja – allen Erzählungen zufolge – absolut normal, dass die Freundinnen wichtiger wurden und Schule & Co. etwas in den Hintergrund traten.

 

Wenig später kam es zu einer ersten „Eskalation“

Aus einem an sich harmlosen Abend – sie war bei einer Freundin – wurde eine recht wilde Hausparty, bei der aufgrund der Lautstärke auch die Polizei anrückte. Da andere etwas getrunken hatten, wurde auch sie danach gefragt. Da sie zu diesem Zeitpunkt erst 15 war, wäre es fast zu einem weitergehenden Konflikt gekommen. Doch dieser blieb glücklicherweise aus, sie konnte glaubhaft machen, dass sie nichts getrunken hatte und auch sonst nicht daran beteiligt war, an der Eskalationsspirale zu drehen.

Danach war erst einmal ein wenig Ruhe.

Vor allem bei den sogenannten Hauspartys, denen sie danach fernblieb und die sie auch heute noch – mit fast 16 – eher meidet. Und wenn, dann nur sehr dezent besucht und im Fall des Falles auch eine solche Party mit Eskalationspotential rechtzeitig verlässt.

 

Danach kamen anderen Fragen dazu

Die Bälle und andere Feste kamen zunehmend aufs Tapet. Und damit natürlich auch verstärkt das Thema Alkohol oder der sprichwörtliche Kontakt mit dem anderen Geschlecht, der sich tanzenderweise auf solchen Veranstaltungen wohl nicht vermeiden ließ. Wir reagierten, wie wir bisher reagiert hatten: Mit klaren Regeln, klaren Ausgehzeiten sowie dem Hinweis, dass Alkohol für sie tabu zu sein hatte.

Würden wir mit dieser Strategie gut weiterfahren? Wir hoffen es.

Was kommt auf uns zu?

Bisher ist es jedenfalls geglückt: Sie war schon mehrfach auf Bällen und ähnlichen Veranstaltungen, noch nie zu spät zu Hause und auch noch nie angetrunken. Wir sind uns aber bewusst, dass sie – bald 16 - immer mehr fordern wird und auch mehr fordern darf. Die Ausgehzeiten müssten wohl – dem Gesetzt entsprechend – von uns dementsprechend angepasst werden und auch den Alkohol können wir ihr dann nicht mehr „verbieten“, sondern sie lediglich zu vernünftigem Konsum anhalten.

Hatten wir die richtigen Weichen gestellt, die richtigen Rahmen etabliert? War sie zu einer vernünftigen Person herangewachsen, die zwar in Zukunft wohl die eine oder andere Grenze überschreiten wird, die aber damit umgehen kann und insgesamt hin zur „Normalität“ strebt?

Auch würde sie wohl die eine oder andere Lehre aus ihren Entscheidungen – siehe Hausparty damals – ziehen müssen. Aber wird das auch in Zukunft noch so sein oder folgt eine Überschreitung der nächsten, bis ebendiese zu einer Art Normalität werden?

Wir wissen es natürlich noch nicht, wie es sein und werden wird.

Aber so viel ist sicher: Wir werden ihr sagen, wenn es „zu viel“ ist, auf  welcher Ebene auch immer. Und das Vertrauensverhältnis, das wir uns mit einer Mischung aus Konsequenz, Verständnis und Toleranz aufgebaut haben, wird sich diesbezüglich hoffentlich als tragfähige, zwischenmenschliche Säule erweisen.

Ähnliche Artikel

Ein Artikel von

Weitere Artikel des Autors lesen