Aufräumen und Ausmisten – kein einfaches Sommerprogramm

Im Kinderzimmer stapeln sich Spielsachen, Bücher, Erinnerungsstücke, Sammelfiguren aus Überraschungseiern, Steine, Stöcke, selbst Gebasteltes und allerlei Papierschnitzel – und das im allerhöchsten Chaos und bunt verstreut. Aufräumen und Ausmisten wäre angesagt.

Fragt man jedoch den Nachwuchs „brauchen sie alle Sachen ganz unbedingt“ und sind nicht gewillt, auch nur irgendwas herzugeben.

 

Warum fällt es Kindern so schwer, sich von Dingen zu trennen?

Kinder im Vorschulalter „können“ sich oft gar nicht von Dingen trennen, da diese für sie  magisch sind.  Vor allem Mädchen tun sich schwer, weil sie dazu neigen, den Gegenständen eine „Seele“ zu geben und ihnen Gefühle zuschreiben.  Der Stein wäre ja „traurig“, wenn er wieder weg müsste.

Außerdem identifizieren sich Kinder mit jenen Dingen, die sie gebastelt haben und mit dem Krimskrams, über den sie sich einmal gefreut haben.

Der Gedanke, das wegzugeben ist für sie unerträglich, weil sie das Gefühl haben, dieses Ding sei ein Teil von ihnen selbst, ein Teil ihrer jungen Identität.  Vor allem im zweiten und dritten Lebensjahr ist diese Phase der Untrennbarkeit akut.

In jungen Jahren fällt Aussortieren und Wegwerfen also besonders schwer. Da geht es wohl eher darum, der Unordnung vorzubeugen und das Chaos zu lenken.

 

Der Unordnung vorbeugen - es kommt nichts Unnötiges ins Haus

Das ist nicht so einfach umzusetzen, klar. Am besten gelingt es, wenn ich Freunden und Verwandten von Anfang an streng davon abrate, Überraschungseier oder andere kleine Geschenke mitzubringen (Eltern werden das gut verstehen!). Beim Besuch von Fast-Food-Ketten kein Menü mit inkludiertem Plastikspielzeug nehmen und die Frühstücksflocken mit Plastik-Spielfigur bleiben im Regal stehen.

Steine und Stöcke hingegen  kommen immer mal wieder mit nach Hause, genauso wie Kastanien, schöne Blätter und Blumen. Wir versuchen da die Stückzahl zu begrenzen, einige wenige werden zum Basteln aufgehoben, andere auf der Terrasse oder im Garten gelangert.

 

Einen Sammelordner für die wichtigsten Zeichnungen und Bastelsachen anlegen

Unsere Bastellade quillst regelmäßig über von „alten“ Zeichnungen, Schnipseln und winzigen Kartonstücken.
Wir haben das so gelöst: Ein Bild aus jeder Serie wandert in eine eigens angelegte Ringbuchmappe (versehen mit dem Datum) und wird aufgehoben.

Die Kinder dürfen ihr schönstes und liebstes Bild aussuchen und werden so in den Prozess eingebunden, manchmal ist natürlich von Seiten der Eltern etwas Verhandlungsgeschick gefragt.

Die restlichen Bilder kommen in eine Kartonschachtel in den Keller (also außer Sicht der Kinder) und werden nach ein paar Wochen entsorgt. Ich muss zugeben, dass zerrissene Blätter, kleinste Schnipsel oder dss dritte, vierte und fünfte Bild, das genau das selbe Motiv zeigt, immer mal wieder von den Eltern (heimlich) weggeschmissen werden.

 

Spielzeug- und Sammelkisten anlegen

Es kennen sicher viele Eltern: ein kleines Geschenk aus dem Überraschungsei, das die geliebte Tante vor Monaten geschenkt hat, liegt ewig irgendwo im Kinderzimmer herum. Ganz plötzlich „braucht“ die Tochter genau dieses Ding wieder und ist verzweifelt, weil es nicht gefunden werden kann.

Abgesehen davon , dass das Plastikteil eigentlich gar nicht im Haus sein sollte (siehe 1. Hinweis oben), muss man damit umgehen.


Wir haben uns angewöhnt, kleine Kisten in unterschiedlichen Farben anzulegen, für alles, was die Kinder besitzen. In die grüne Kiste kommen Playmobil-Teile, in die blaue Kiste die Wolle, in die gelbe Kiste die Überraschungseier und Plastikkrimskrams, etc.

Jeden Abend sollten (!) die Dinge wieder dahin wandern, wo die Kinder sie herhaben. Dieses System hilft halbwegs, einen Überblick und eine Ordnung zu behalten und im Notfall ist das kleine Geschenk rasch gefunden.


 Wer also noch kein Sommerprogramm hat, kann ja mal im Beisein der Kinder ihre Spielsachen in farbige Kisten sortieren (farbig deshalb, weil die Kleinsten ja noch nicht lesen können. Auch Bildaufkleber eigenen sich,damit die Kinder den Inhalt zuordnen können).

Ab und an kann man als Elternteil  mal in eine der Boxen  reinschauen und Dinge aussortieren, mit denen die Kinder schon lange Zeit nicht mehr gespielt haben oder die kaputt sind.

Aber ganz ehrlich: Vor dem Schuleintritt habe ich kaum etwas weggegeben, außer zu kleines Gewand, Zeichnungen und ein paar kaputte Spielsachen.

Ausmisten im Beisein der Kinder ist erst ab dem Schulalter erfolgreich

Vor dem Schuleintritt funktioniert Ausmisten gemeinsam mit den Kindern nicht. Das ist meine ganz persönliche Meinung und Erfahrung. Hut ab vor den Eltern, die das schon früher geschafft haben, meine Mädchen waren bisher unnachgiebig und sehr emotional.

In den Sommerferien habe ich nun mit den beiden Schulkindern das „große Ausmisten“ und Umräumen in Angriff genommen. Meine Idee war, die Spielsachen, Kleinkram und Bücher, mit denen sich die Mädchen nicht mehr beschäftigen, auf einem Flohmarkt zu verkaufen. Vor allem weil wir keine Verwandten und Freunde haben, denen wir die Dinge weitergeben könnten.

Meine Mädchen aber wollten sie an arme Kinder spenden. Sie haben dabei einen wundervollen Ehrgeiz entwickelt und mehr als ein Mal gesagt: „Das ist kaputt, das können wir den Kindern nicht geben“ und „Ich hoffe, die Kinder mögen das Buch.“

 

Gemeinsam ausmisten mit der vier Schachtel-Methode

Zu Beginn haben wir drei Kisten gemacht und beschriftet:

Behalten – vielleicht – Caritas

 

Die „vielleicht“- Kiste wandert in den Keller und bleibt 4 Wochen dort. Wenn einem Kind einfällt, dass es daraus noch etwas benötigt, darf es sich das Spielzeug wieder holen.

Wir haben uns systematisch durchs Kinderzimmer gearbeitet, eine Kiste und eine Lade nach der anderen geöffnet, jedes einzelne Teil in die Hand genommen und dann (rasch und spontan) entschieden, ob wir es behalten oder spenden. Wobei ich mich als Mama so wenig wie möglich eingemischt habe.

Die Kinder haben entschieden und dadurch, dass wir es Schritt für Schritt gemacht haben, waren weder die Kinder noch die Eltern überfordert.

Kaputte Teile, abgenutzte Spielsachen und Malbücher, die voll angemalt sind, landen im Müllbeutel und werden weggeworfen (das ist die vierte Schachtel).

 

Die Erinnerungskiste – Besonderes aufheben für die Enkelkinder

Ausmisten hat etwas Befreiendes an sich und schafft Platz und Ordnung. Gleichzeitig ist es mit Überwindung und Ehrlichkeit zu sich selbst verbunden. Wie schon erwähnt, lösen viele  Sachen Erinnerungen und Gefühle in uns aus.

Deswegen haben Mama und Papa manchmal ein Veto eingelegt und ein lieb gewonnenes Spielzeug aus der Caritas-Schachtel in eine Erinnerungskiste geräumt. Vielleicht spielen ja mal die Enkelkinder damit?

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