Advent, Zeit des Ankommens. Ein Kind kommt im Himmel an

Die berührende Geschichte einer Familie, die mit Vorfreude ein neues Kind in ihrer Mitte willkommen heißen wollten und dies bereits vor der Geburt wieder verabschieden mussten.

Im ersten Moment waren wir - war ich - erschrocken, ein viertes Kind...“Wie soll das gehen?“ Es sind ja schon drei Enkelkinder in unserem Haus und zwei der Mädchen haben Autismus. Was ist wenn das vierte Kind auch diese Beeinträchtigung hat? Und einen Moment später beginnen die Überlegungen wie das alles gehen kann. Wie kann man auf ein größeres Auto umrüsten? Wie können vier Kinder in der Wohnung gut Platz finden und ich habe bereits begonnen mich auf das neue Familienmitglied zu freuen. Auch wenn ich „nur“ die Oma bin. Wieder ein Baby, das einen unvergleichlichen Babyduft hat und alle um sich herum zum Staunen bringt. Ein neues Wunder, das auf dem Weg ist, das Gott unserer Familie anvertraut.

In all dem, natürlich auch die Frage, wie kann ich, bei aller Unterstützung, auch meine Grenzen gut wahren und gut genug auf mich schauen, mir genug Raum nehmen, um achtsam mit meinen Grenzen umzugehen? Auch um noch sehr lange Zeit eine fitte Oma zu sein, für meine Kinder, Schwiegerkinder und Enkelkinder.  Und um genau das zu ermöglichen, in unserem Mehrgenerationenwohnhaus, habe ich beschlossen, wieder ganz regelmäßig an meiner Doktorarbeit zu schreiben. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass das neue Familienmitglied, das unterwegs ist, nach drei Mädchen, ein Bub sein wird: “Ernesto“.

Und ich beginne bereits zu überlegen, dass ich ihm später erzählen werde, dass er der Grund war, warum ich meine Dissertation fertiggeschrieben habe.

Anders als erwartet

Und dann gestern, in der 9. Woche, beim Frauenarzttermin meiner Tochter, die Nachricht, dass das Herz ihres Babys aufgehört hat zu schlagen. Meine Tochter ruft mich noch vom Frauenarzt aus schluchzend an und erzählt mir, dass das Baby tot ist und dass sie ins Krankenhaus muss. Mein Tag wäre voller Beratungen gewesen, ich sage alles ab, rufe meine Schwester an und gemeinsam kümmern wir uns um die drei Mädchen, damit Manuel mit seiner Frau ins Krankenhaus fahren kann. Die zwei großen Mädchen verstehen, dass sie jetzt doch keine Schwester oder einen Bruder bekommen und sind traurig, zumindest kurz, dann wird es wieder vergessen und ein bisschen später erinnern sie sich wieder daran.  Nach mehreren Stunden kommt Caro mir Tabletten wieder nach Hause, die sie einnehmen muss und dadurch werden Blutungen ausgelöst, die zu einer kleinen „Geburt“ zu Hause führen. 

Ich versuche mein Bestes zu geben, um zu unterstützen und zeitgleich weiß ich, dass ich nichts tun kann, um den Schmerz und die Traurigkeit aufzulösen, ich kann es nur aushalten - es ist was es ist.

Gemeinsam versuchen wir die nächsten Tage zu überstehen. Ich versuche mein Bestes zu geben, um zu unterstützen und zeitgleich weiß ich, dass ich nichts tun kann, um den Schmerz und die Traurigkeit aufzulösen, ich kann es nur aushalten - es ist was es ist.

Unser kleiner Ernesto, ich bin froh zu wissen, dass du zu unserer Familie gehörst und ich freue mich, wenn ich dich einmal in die Arme schließen kann. Es ist so gut zu wissen, dass du in den Armen von Jesus geborgen bist und ich bitte dich, pass von oben auf deine Schwestern auf. Du bist ein Teil von unserer Familie, wir haben dich lieb und du wirst für immer einen Platz in unseren Herzen und in unserer Familie haben. Du bist mein siebtes Enkelkind – ich liebe dich!

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Ein Artikel von

Portraitfoto Karin Roth

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