Was das Krippenspiel so besonders macht? Es ist mehr als ein Theaterstück.

Eine gefühlte Ewigkeit ist es her, dass ich (wie alle stolzen Eltern in der Kirche) mein Handy gezückt hielt, um zwei kleinen Hirten fürs Familienalbum zu fotografieren. Zwei kleine Hirten, mit Stäben in der Hand, nervös vor dem großen Publikum, aber voll konzentriert, den Text der anderen Kinder lippensynchron mitmurmelnd, bis sie mit ein paar kurzen Zeilchen selbst an der Reihe waren. Und ich? In einer Hand das Handy haltend, in der anderen den Zettel mit dem Text, war ich stets bereit, für den Fall der Fälle als Souffleuse einzuspringen, wenn’s denn sein muss. Aber alles lief glatt, ganz wie zuhause, ganz wie an den vielen Abenden, an denen wir geprobt haben.

Und dann kam Corona und eine laaaaange Krippenspiel-Auszeit für meine beiden Schauspielerinnen.

Heuer soll es endlich wieder so weit sein, die Kirche sucht nach engagierten Hirten, Engeln, Königen und natürlich Maria und Josef.  „Ich will heuer mal ein Engel sein, der hat mehr Text!“, ruft die Große. „Die Maria schaff ich sicher nicht.“, fügt sie leise hinzu. Der Kleinen ist’s egal. Dabei sein ist alles – solang die große Schwester auch mit macht, na klar.

Nicht nur für uns gehört das Krippenspiel fix zu den Weihnachtsfeiertagen. Gerade Familien besuchen die Aufführungen am Heiligabend gerne, um sich auf die anstehende Bescherung einzustimmen.

Wenn kleine Mädchen mit großen Flügeln unsicher verkünden: „Fürchtet euch nicht!“ und zaghaft das Mikrofon an drei beschlapphütete Hirten weiterreicht, das wollen wir nicht verpassen.

Mehr als nur ein Krippenspiel

Doch Krippenspiele können noch viel mehr als nur Weihnachtsstimmung  erzeugen. Sie geben religiöse Impulse. Es geht darum, die Botschaft von Jesu Geburt zu vermitteln. Dass unser Leben heute schon eine andere Qualität bekommt, weil uns Gott zugesagt hat, dass unser Leben einen Sinn hat und nicht mit dem Tod endet.

Schon in den Proben fürs Krippenspiel setzen sich alle aktiv mit der Weihnachtsgeschichte auseinander. Und am großen Tag der Aufführung erlebt man die Gemeinde in einer ganz besonderen Stimmung. Alle, ausnahmslos, sind emotional stark berührt - und das aus vielerlei Gründen. Vielleicht auch, weil sie sich dadurch wieder an die Weihnachtsfeste in ihrer Kindheit erinnern.

Auch das mag ein Dienst der Kirche an den Menschen sein, diese Anknüpfungspunkte zu liefern.

Hier sind sie nicht bloß Zuschauer eines Theaterstücks. Sie sind Mitfeiernde! Und das macht das Krippenspiel so besonders. Diese Involviertheit der Gläubigen. Was diesen Zusammenhalt noch verstärkt sind dann die Lieder, die gemeinsam gesungen werden. Weihnachtslieder, die jeder kennt, die jeder auswendig mitsingen kann.

Und noch etwas unterscheidet das Krippenspiel von einem bloßen Theaterstück. Schauspielerische Leistung steht nicht im Vordergrund. Applaudiert wird allen und jedem. Denn der Zauber des Krippenspiels beginnt schon viel früher, wenn die Einladung der Kirche kommt:

„Willst du Teil von unserem jährlichen Krippenspiel werden? Dann bist du richtig bei uns! Wenn du dabei sein willst, dann melde dich bitte bis … unter dieser Nummer … bei mir … Aufführung am 24.12. um 16:00 Uhr in unserer Kirche.“

Und schon suche ich auf dem Dachboden in Kleiderkisten nach dem perfekten Krippenspiel-Outfit.

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