Kinder in ihrer Trauer unterstützen - Rituale und Tipps für den Trauerfall

Tritt ein Trauerfall in der Familie ein, sind wir Erwachsene oft überfordert. Denn neben all der Organisationsarbeit und unserer eigenen Trauer sollen wir auch noch ein Halt für unsere Kinder sein. Oft reichen nur ein paar Kleinigkeiten aus, um unseren Kindern bei der Verarbeitung ihrer Gefühle zu helfen. Barbara Nepp, Lebens- und Sozialberaterin sowie Familien-Trauerbegleiterin hat uns sieben einfach umsetzbare Tipps aus der Praxis mitgegeben.

7 Tipps, wie wir Kinder, die trauern unterstützen können

  • Erinnerungen ermöglichen

Eine schöne Möglichkeit für gemeinsame Erinnerungen mit dem/der Verstorbenen ist ein Erinnerungsalbum, das nur dieser Person gewidmet ist.  Aber auch eine leere Schuhschachtel vom Schuhgeschäft kann mit Naturpapier, Klebefolien oder Aufklebern wunderschön gestaltet werden. In diese wird dann gemeinsam alles hineingelegt, was an die verstorbene Person erinnert. Fotos, Geschenke oder Eintrittskarten von gemeinsamen Aktivitäten. Aus Fotos kann auch ein Memory entstehen. Einfach die Fotos doppelt nachmachen lassen, gleich groß zuschneiden und laminieren. Fertig ist das selbstgebastelte Spiel mit persönlichem Bezug.

  • Rückzugsorte schaffen

Indem wir im Zimmer des Kindes ein Eck als gemütlichen Rückzugsort gestalten, ermöglichen wir diesem in einem geschützten Rahmen zu trauern, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen oder sich einfach nur auszuruhen. Oft reichen Kleinigkeiten wie Pölster und Decken, Kuscheltiere, ein Baldachin oder liebevoll ausgestattetes Zelt dafür aus.

  • Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung stellen

Unterschiedliche Materialien wie z.B. Softbälle zum Ausdrücken der Wut, ein (Familien-) Tagebuch, in das auch gemalt werden darf oder gemeinsam gelesene Bücher zum Thema Trauer helfen die starken Gefühle zu verarbeiten.

  • Miteinander reden

Indem wir selbst offen sind, unterstützen wir auch unsere Kinder dabei ihre Gefühle auszudrücken. Beim Tod eines Freundes, der plötzlich unerwartet jung starb, sagte ich meinem Sohn oft „Ich habe Dich lieb! Wenn ich traurig, ungeduldig oder grantig bin, dann nur deshalb, weil mir Peter so fehlt.“ Ermutigt davon, dass Gefühle erlaubt sind, erzählte er mir im Gegenzug auch davon was ihn traurig macht.

Ist ein direktes Gespräch nicht möglich, können wir mit dem Kuscheltier sprechen. Oder ein Familienmitglied nach dem anderen erzählt einem symbolischen Gefühlsstein wie es sich gerade fühlt. Auch Fingerpuppen können als Unterstützung beim Gespräch dienen.

Besonders wichtig ist es jedoch trauernden Kindern zu vermitteln, dass sie nicht für den Tod des ihnen nahestehenden Menschen verantwortlich sind.

  • Regelmäßige Rituale beibehalten

Normale Aktivitäten wie die wöchentliche Jungschar- oder Klavierstunde dürfen ruhig weiter besucht werden. Kinder müssen keine Trauerzeit einhalten! Regelmäßige Routinen wie ein gleichbleibender Tages- und Wochenablauf wird von ihnen als Halt und Sicherheit empfunden.

  • Um einen Helferkreis bitten

Besonders in Situationen in denen Erwachsene aus ihrer eigenen Trauer heraus keine Kraft mehr dazu haben sich um die Trauer ihrer Kinder zu kümmern, kann ein Helferkreis eine wertvolle Unterstützung sein. Dieser kann die Fragen der Kinder beantworten oder einmal einkaufen gehen.

  • Gut auf sich selbst schauen

Trauern ist anstrengend und kostet körperliche Kraft! Gerade in Zeiten der Trauer ist es wichtig gut auf sich selbst zu schauen. Viel zu schlafen, sich etwas Gutes zu kochen oder gemeinsam in die Natur zu gehen hilft die eigenen Energien wieder aufzuladen.

 

Buchtipps:

 

WAS IST WAS Junior

Band 38

Abschied nehmen – Tod, Trauer und Erinnerung

Hilfestellungen für Eltern und Kinder bei einem Trauerfall

Altersempfehlung: 4 – 7 Jahre

ISBN: 978-3-7886-7755-8

 

Leni und die Trauerpfützen

Hannah-Marie Heine und Katharina Vöhringer

ISBN-13: ‎978-3867391573

Alter: 4 – 6 Jahre



“Leb wohl, lieber Dachs”
Über das Sterben des alten Drachen und die Trauer und Erinnerungen seines Freundes.
Susan Varley
ISBN-13: 978-3219102833
Alter: 4 – 6 Jahre

 

Barbara Nepp – endlICH sein
Lebens- und Sozialberaterin, Familien-Trauerbegleiterin

salve! Zentrum für psychosoziale Gesundheit
Lehnergasse 13/1, 1230 Wien

https://www.endlichsein.at/

https://www.salve-wien.at/

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