Schreibabys: Was Eltern tun können

Es gibt Kinder, die sich schwer oder gar nicht beruhigen lassen, sogenannte Schreibabys. Was können Eltern tun? Hilfestellungen einer Expertin.

Das Geschrei eines Babys kann durch Mark und Bein gehen und die Nerven blank liegen lassen. Seit vor zwei Monaten unser Sohn auf die Welt kam, erlebe ich das immer wieder. Wenn er sich nicht und nicht beruhigen lässt, sein Gesichtchen vor Anstrengung schon ganz rot ist und sein Weinen uns nachts den Schlaf raubt, komme ich schon mal an meine Grenzen. Zum Glück schreit er nicht ununterbrochen, im Tragetuch ist er meistens ganz zufrieden und im Moment schläft er sogar ganz friedlich neben mir auf dem Sofa. Sein Weinen, weil es in seinem Bauch zwickt (das merke ich daran, dass beim Schreien viele Winde abgehen und er die Windel füllt), ist wohl im „normalen“ Rahmen.

„Schreibabys“ können Reize nicht verarbeiten

Eltern sogenannter „Schreibabys“, die stundenlang schreien und sich kaum beruhigen lassen, haben es da um einiges schwerer. Ich habe mit Edith Huebmer, der Leiterin der Schreiambulanz in Mödling, gesprochen. Sie hat schon die Eltern von über dreitausend Babys beraten und weiß, wie belastend es ist, wenn Kinder stundenlang schreien. Zunächst einmal stellt sie klar: „Schreien ist ein Ausdruck dessen, dass etwas nicht passt. Es ist etwas ganz Normales.“ Wenn die Kleinen Hunger haben, frieren oder die Windel voll ist, können sie uns Erwachsenen das ja nur durch Weinen zeigen.

Es gibt allerdings Kinder, die sich schwer oder gar nicht beruhigen lassen, erklärt Edith Huebmer. Das können zu früh geborene Babys sein oder Kinder mit einer Dysregulationsstörung. „Die betroffenen Babys nehmen sehr viel aus ihrer Umgebung auf, schaffen es aber nicht, die von außen kommenden Stimulationen zu regulieren und sich auszuklinken, wenn es ihnen genug ist.“

Bei Schreibabys: Hilfe suchen!

Bei den Eltern lösen dauerschreiende Babys Gefühle der Hilflosigkeit und Inkompetenz aus. Die Situation mit dem Kind ist für sie kaum aushaltbar. Edith Huebmer beruhigt: „Es ist völlig normal, wenn man dann denkt: Warum hab ich mir das angetan? Solche Gefühle dürfen sein. Die Mütter schämen sich oft und haben das Gefühl zu versagen.“ Ganz wichtig ist:

Sich nicht isolieren, sondern auf jeden Fall Hilfe suchen – zum Beispiel in einer Schreiambulanz, wo man ganz konkrete Tipps bekommt, wie man mit einem exzessiv schreienden Kind umgehen kann.

Edith Huebmer gibt den Eltern unter anderem diese Ratschläge mit auf den Weg:

  • Eltern können die Signale ihres Babys verstehen lernen und müssen es vor Überstimulation schützen

Bei Schreibabys: Hilfe suchen!

Bei den Eltern lösen dauerschreiende Babys Gefühle der Hilflosigkeit und Inkompetenz aus. Die Situation mit dem Kind ist für sie kaum aushaltbar. Edith Huebmer beruhigt: „Es ist völlig normal, wenn man dann denkt: Warum hab ich mir das angetan? Solche Gefühle dürfen sein. Die Mütter schämen sich oft und haben das Gefühl zu versagen.“ Ganz wichtig ist:

Sich nicht isolieren, sondern auf jeden Fall Hilfe suchen – zum Beispiel in einer Schreiambulanz, wo man ganz konkrete Tipps bekommt, wie man mit einem exzessiv schreienden Kind umgehen kann.

Edith Huebmer gibt den Eltern unter anderem diese Ratschläge mit auf den Weg:

  • Eltern können die Signale ihres Babys verstehen lernen und müssen es vor Überstimulation schützen. „Wenn die Kinder beginnen, die Stirn zu runzeln, wegschauen oder körperlich unruhig werden, dann merkt man, dass es genug ist.“ Das Baby wird am besten ins Tragetuch (mit dem Blick zur Mama) genommen oder hingelegt. Jetzt nicht mehr viel mit dem Baby sprechen (oder es gar ablenken wollen mit einem „Schau mal, was es hier alles gibt!“), denn sonst sendet man eine Doppelbotschaft: Einerseits soll sich das Kind beruhigen, andererseits wird wieder Kontakt mit ihm aufgenommen.
  • Kinder brauchen die Sicherheit ihrer Eltern: Nicht zehn verschiedene Schnuller ausprobieren und das Baby damit verwirren. Sondern sich für einen entscheiden und den immer wieder probieren. Auch nicht ständig die Tragestellung wechseln, sondern das Baby fest im Arm halten und eine Zeit lang dabei bleiben. Edith Huebmer sagt: „Kinder brauchen immer das Gleiche und von der Mama das Gefühl: Das ist es!“
  • Sich um ein exzessiv schreiendes Baby zu kümmern ist eine psychische und physische Höchstbelastung. Umso wichtiger ist es, sich Freiräume zu schaffen. Also andere Personen bitten, das Baby mal ein oder zwei Stunden zu übernehmen, um in Ruhe zu duschen, zu schlafen, zu essen.
  • Ein „Schreibaby“ kann Aggressionen auslösen. Wenn Eltern das Gefühl haben „Das halte ich nicht mehr aus“, das Kind kurz an einen sicheren Ort legen, raus gehen, sich fassen. Vielleicht etwas trinken oder essen.
  • Rituale und gleiche Abläufe geben sowohl der Mutter als auch dem Baby Sicherheit. Das kann der immer gleiche Gang zum Wickeltisch und das Plaudern mit dem Baby dort sein.

Auch wenn Eltern, die gerade ein „Schreibaby“ betreuen, es kaum glauben können: Es wird besser. Edith Huebmer weiß aus Erfahrung: „Das werden ganz normale Kinder, die eher aufgeweckt und lustig sind.“

Hilfreiche Adressen

Ambulanz für Schrei- und Schlafstörungen im Landesklinikum Mödling
2340 Mödling, Weyprechtg. 12, 02236/9004-12350
Leitung: Edith Huebmer

Zentrum für Fütterungs-, Schrei- und Schlafprobleme im Wiener Wilhelminenspital
1160 Wien, Montleartstraße 37; 01/49150-2912
Leitung: Regina Graßl-Jurek

Ähnliche Artikel

Ein Artikel von

Weitere Artikel des Autors lesen