Das Gespräch verbindet uns

In einer Partnerschaft stehen zwei Menschen zueinander in einer besonderen Beziehung. Vergleichen wir sie mit dem Bild eines Baumes: gemeinsam gestalten wir unser Lebensprojekt Beziehung. Dafür ist der Austausch enorm wichtig. Sonst kann es passieren, dass einer in die Höhe schießt, während der andere verkümmert.

Bleiben wir bei dem Bild eines Baumes: Jeder von uns ist eigens gewachsen, wir sind wahrscheinlich von unterschiedlicher Art. Aus dem Boden, in dem wir verwurzelt sind, beziehen wir Wasser und Nährstoffe, auch aus Sonne und Atmosphäre gewinnen wir Lebenswichtiges. Eine gute Selbstfürsorge hilft uns sozusagen, jeweils zu einem kräftigen, lebendigen Baum heranzuwachsen. Das bietet gute Rahmenbedingungen für die Beziehung, die zwischen uns besteht: Wir sind eigenständige Persönlichkeiten, die Verantwortung für sich tragen. 

Mit der Ehe haben wir uns entschieden, nicht nur für uns allein zu bleiben, sondern gemeinsam Großes zu wagen. Wir gestalten gemeinsam unser Lebensprojekt Beziehung. Dafür ist der Austausch zwischen uns enorm wichtig. Sonst kann es passieren, dass einer in die Höhe schießt, während der andere verkümmert. Oder wir wachsen in unterschiedliche Richtungen. Das Gespräch ist das Mittel, um uns zu verbinden und zusammen etwas zu schaffen. Dadurch wird unsere Beziehung belastbar und kann zum Beispiel Kinder tragen, die uns geschenkt werden.

Händehalten

Wir nehmen uns Zeit, um mehr übereinander zu erfahren

Im Alltag ist es neben den vielen Anforderungen nicht so leicht, im Gespräch zu bleiben. Wir gehen tagsüber eigene Wege, jeder für sich. So als wenn jeder morgens in sein Kanu steigt und losfährt. Wir sind getrennt voneinander unterwegs, erleben Unterschiedliches und das in einem unterschiedlichen Tempo. Der Eine geht zum Beispiel in die Arbeit, während ein Elternteil mit den Kindern zuhause einen Teil des Alltags gestaltet. Dazu können noch andere Herausforderungen kommen. Nach der Kanufahrt wollen wir für ruhigere Zeiten sorgen. Wir treffen uns auf einer Sandbank, legen uns gemeinsam in den Sand, schauen in die Sterne und verschnaufen. Wir erzählen einander, was wir erlebt haben. Dabei wollen wir eine Haltung haben, die zeigt: Ich will wissen, wie es dir geht, was dich bewegt.

Ankommen auf der Sandbank

Ein befreundetes Paar fällt uns dazu ein. Die beiden sind schon lange Zeit verheiratet und haben es sich zu einem liebgewonnenen Ritual gemacht, dass sie sich fast jeden Abend für ein Weilchen zusammensetzen und sich von ihrem Tag erzählen. Gern trinken sie dazu ein Glas Wein und dimmen das Licht. In dieser gemütlichen heimeligen Atmosphäre lassen sie nochmal alles Bewegende des Tages Revue passieren. Im Sommer sitzen sie draußen in der lauen Abendluft unter der Linde vor dem Haus, den Sonnenuntergang im Blick. Manchmal beten sie noch gemeinsam und vertrauen das, was sie bewegt, Gottes Segen an.

Oder ein anderes Paar: Die beiden haben einen großen Bauernhof, wo auch immer wieder Arbeiter mithelfen und immer viel los ist. Aber in der Früh das Stallgehen, das haben stets nur sie beide miteinander gemacht. Das ist ihnen zu einer wertvollen Gesprächszeit geworden.

Was tut uns gut?

Wichtig ist, dass das mit einer gewissen Regelmäßigkeit passiert. Das können zehn Minuten am Abend auf der Couch sein, um sich vom Tag zu erzählen. Aber auch immer wieder längere Gespräche einzuplanen ist sinnvoll, weil Themen dann mehr Raum bekommen. Manche Familien halten sich bewusst einen Termin im Kalender frei, um sich regelmäßig eine nette Paarzeit zu machen. Dabei lassen wir organisatorische Themen beiseite. Wir machen es uns gemütlich, gestalten eine angenehme Atmosphäre. Es soll nur darum gehen, dass wir uns miteinander neu verbinden: Was bewegt dich, was ist dir wichtig? Diese Gesprächszeit soll keine lästige Pflicht sein. Wenn wir miteinander lachen und uns auf unsere Gespräche freuen, fällt es viel leichter, sie regelmäßig einzuhalten. 

Es wird immer wieder mal passieren, dass die Gesprächszeiten in Vergessenheit geraten. Und dann merken wir nach einer gewissen Zeit, dass es nicht ganz rund läuft. Die Missverständnisse werden mehr und es ist eine größere Hürde, etwas anzusprechen. Es lohnt sich dranzubleiben und immer wieder neu zu beginnen. Wir lernen einander besser kennen, die Vertrautheit wächst.

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