Real Talk übers Mama-Dasein

Lasst uns mal ehrlich über das Mutterdasein reden! Ein paar Gedanken darüber, was die Mutterrolle mit mir gemacht hat und warum ich trotz aller Anstrengungen glücklich bin, Kinder zu haben.

Für mich war schon immer klar, dass ich mal Mama werden möchte.

Ohne es an einem genauen Grund festmachen zu können, war da immer dieses tiefe Bedürfnis, eines Tages Mutter zu sein und eine eigene Familie zu haben. Kein Jobangebot, keine Ausbildung, keine Begegnung mit nervigen Kindern hätten mich davon abbringen können, Mama sein zu wollen.

Gleichzeitig weiß ich natürlich mittlerweile noch mehr als damals, dass es in jeder Familie mehr als Friede, Freude, Eierkuchen gibt und bei jedem Gewinn auf der einen Seite, Verzicht auf der anderen Seite steht.

 

Was hat das Mutterdasein nun mit mir gemacht?

 

#1. Zurück ins 21. Jahrhundert!

Mein Mann ist ein liebender Vater, der sich den Kindern in allen Situationen annimmt, kocht, wäscht, putzt - auf allen Ebenen ein wahrer Jackpot und doch landen wir immer wieder in Rollenklischees. Warum? Weil es das System für mehrere Kinder kaum anders zulässt.
Wenn man arbeitet, erfährt man schon schnell die Regel, wie das Bundesministerium auch auf seiner Webseite informiert:

„Anspruch auf Pflegefreistellung besteht innerhalb eines Arbeitsjahres höchstens im Ausmaß einer Wochenarbeitszeit“

Mit einem Kind versuchte ich 30 Wochenstunden auf 3 Tage zu blocken, was mir also 3 Pflegetage im Jahr bescherte. Wie das mit ca. 12 fieberhaften Infekten pro Jahr im Kleinkindalter funktioniert? Gar nicht. Absurderweise multipliziert sich die Anzahl der Pflegetage auch nicht mit der Anzahl der Kinder. Man kann bei mehreren Kindern also nur hoffen, dass sie alle gleichzeitig krank sind, damit man zumindest bei Einlösen des Urlaubes für Krankentage, genügend für die Kinder da sein kann.

Viel zu oft schickte ich aus Pflichtgefühl dem Arbeitgeber gegenüber die Kinder wieder zu schnell in die Fremdbetreuung und konnte sie dann auch gleich wieder mit dem nächsten Infekt abholen.

Die Lösung für uns war letztendlich also doch: Mein Mann arbeitet voll auswärts, während ich von zuhause aus diverse Jobs an Land ziehe, den Haushalt schmeiße und im Notfall immer für die Kinder da bin.

Als motiviertes Paar, Rollen brechen zu wollen und möglichst alles 50:50 zu teilen, blicke ich noch immer kopfschüttelnd auf unseren gescheiterten Versuch.

 

#2. Regeln, Regeln, Regeln

Mein früheres Ich würde mich als Spießerin belächeln.

Mit unserer ersten Tochter saßen wir die erste Zeit noch auf dem Sofa zum Essen, war es doch viel gemütlicher als am Esstisch. Die Folge war, dass man auf unserem Sofa jeweils den Speiseplan des Tages ablesen konnte und unser Kind erst im Kindergarten lernte, länger als 2min an einem Tisch zu sitzen.

Mittlerweile wird nur mehr am Tisch gegessen und es gibt klare Regeln, die wir brauchen, damit das Zusammenleben zu fünft funktioniert. Nachvollziehbare Regeln, die teils auch gemeinsam beschlossen werden, geben den Kindern Halt, und wo lässt sich das gemeinschaftliche Leben besser erproben als im sicheren Rahmen zuhause?!

#3. Ordnungssysteme machen mich glücklich!

Es gab eine Zeit, da war ich stolz darauf, Chaotin zu sein gemäß dem Spruch: „Der kleine Geist hält Ordnung, der große Geist überblickt das Chaos.“

Nun aber landet nichts so oft im Einkaufskorb wie Sortierboxen, Kisten und Körbe.

Sie geben mir tatsächlich das Gefühl, unser Leben im Griff zu haben.

Der Buntstifthaufen vom Maltisch farblich sortiert in einer Stiftleiste, der Servierwagen zum Bastelwagen umkonstruiert, die Kinderkleidung nach Größen sortiert im Keller, die Aromaöle und Globuli gut beschriftet auch mitten in der Nacht dank Sortierkasten sofort bei der Hand, Kleidung der Kinder nach Kleidungsart in mit Namen versehenen Boxen… das alles erleichtert mein Leben nicht nur, weil ich die Sachen selbst schneller finde, sondern auch, weil die Kinder selbst tätig werden und auch die Omas und Opas alles schnell finden können.

#4. Willkommen im Chaos!

Diese Ordnungssysteme bedeuten jetzt jedoch ganz und gar nicht, dass wir einen aufgeräumten Haushalt haben. Während ich zwar gefühlt durchgehend am Aufräumen bin, gibt es hier kleine Freigeister, die den ganzen Tag dagegen arbeiten. Früher wäre es mir unangenehm gewesen, mittlerweile stehe ich dazu und bitte auch zu uns herein, wenn alles auf dem Kopf steht. Letztendlich sind andere Familien meist erfreut und erleichtert, wenn sie sehen, dass es uns gleich geht bzw. schlimmer ist als bei ihnen. Letztendlich hat der Tag für uns alle nur 24 Stunden, in denen sich für Eltern gar nicht alles ausgehen kann.

Mehr als je zuvor mussten wir als Eltern lernen, Prioritäten zu setzen.

Was der Job an Freizeit lässt, gehört in erster Linie den Kindern und der Gesundheit - definitiv vor Aufräumen und so stehe ich zu unseren vier Wänden, denen man ansieht, dass dort gelebt wird.

#5. Expertin für alles

Neben dem Bett stapeln sich Bücher über Kinderkrankheiten, Behandlungsmethoden von Homöopathie bis Akupressur, Aromaöle, diverse kindliche Entwicklungsphasen, Erziehungsmethoden, Spielideen…

Äh, was habe ich nochmal eigentlich studiert?

Obwohl ich mit meiner Ausbildung zur Kindergartenpädagogin und als Kunstvermittlerin bereits vieles gelernt hatte, braucht es permanent anderes Expertenwissen, um allen Anforderungen und Herausforderungen im Alltag mit Kindern gerecht zu werden.

#6. Sorgen, Ängste, Versicherungen

Mit Kindern wird man immer mit neuen Sorgen konfrontiert.

Seit wir Eltern sind, setzen wir uns mit verschiedenen Versicherungen auseinander, um sie so gut als möglich abzusichern… reden über all die Dinge, die wir ansonsten nicht ansprechen würden und denen man gerne mal aus dem Weg geht. Manche Sorgen lassen sich so aus dem Weg räumen, aber da sind auch viele, die bleiben.

Als Faustregel gilt: geht die eine, kommt die nächste.

Fazit

Der Text ließe sich noch durch so viele neue Facetten meiner Persönlichkeit und Fähigkeiten ergänzen, die das Mutterdasein bei mir hervorgebracht hat: Wie ich nur mit einem Arm den Haushalt machen kann, während auf dem anderen das Baby geschunkelt wird, wie ich mich quasi lautlos in und aus Schlafräumen schleichen kann, wie ich gelernt habe, in jeder kinderfreien Minute sofort loszulegen und wie ich mir in manchen Nächten nur wünsche, sie wären einfach nur schon vorbei.

Was all diese Schwierigkeiten jedoch mehr als aufwiegt, ist diese unglaubliche Freude, ein Kind begleiten zu dürfen, es größer werden zu sehen, seinen Blick auf die Welt zu erleben, selbst wieder zu lernen, alles in Frage zu stellen und auf vielerlei Ebenen zu wachsen.

Bei allem, was es abverlangt, kommt viel mehr zurück.

Während sich alle Mühseligkeiten in Worte fassen lassen, lässt sich das Glücksgefühl, wenn du das erste Mal dein Kind in den Armen hältst, nicht beschreiben. Sie sind die einzigen, für die ich meine Bedürfnisse phasenweise in den Hintergrund stelle, nach schlaflosen Nächten wie ein Zombie auf Autopilot durch die Gegend laufe, so weit über meine Grenzen hinausgehe und dennoch glücklich bin.

Obwohl ich es mir immer schon schön vorgestellt habe, überwältigt mich diese unendliche, bedingungslose Liebe, die ein Kind mit sich bringt, Tag für Tag. Ein Gefühl, das ich jedem wünschen würde, weil die Welt nichts mehr braucht als Liebe.

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