Prioritäten setzen, aber richtig – Teil 2

Ich spüre, wie gut es mir und allen anderen tut, wenn ich gesunde Grenzen und Prioritäten setze und mir Freiräume schaffe, in denen ich gut „atmen“ und existieren kann.

Partner vor Kindern, Kinder vor Arbeit

Gesunde Grenzen und Prioritäten setzen tut mir gut. Das tut es auch allen anderen, wenn ich mir Freiräume schaffe, in denen ich gut „atmen“ und existieren kann. Deshalb schreibe ich auch immer wieder Beiträge zum Thema „Zeit für mich“, weil ich erkannt habe, dass das etwas ganz Wesentliches für uns Eltern ist. Wenn wir das nicht tun, kann es leicht passieren, dass wir uns selbst verlieren. Ich kenne genug Mütter, die nach einigen Jahren gesagt haben, sie wüssten eigentlich gar nicht mehr, was sie selbst wollen. Das dauernde Funktionierenmüssen kann uns für die eigenen Bedürfnisse taub und blind machen.

Prioritäten setzen heißt, eigene Bedürfnisse ernst zu nehmen

Wir dürfen eigene Bedürfnisse haben, auch in der Zeit, in der die Kinder klein sind. Klar müssen Kompromisse eingegangen werden, aber deshalb brauchen wir nicht gleich auf alles zu verzichten. Es ist keine Schande, als Mutter mal zu sagen: „Ich habe Sehnsucht, allein zu essen.“ Das bedeutet nicht, dass man die anderen deswegen weniger liebt, sondern dass man eben auch ganz in Ruhe eine Mahlzeit ohne Unterbrechungen zu sich nehmen möchte. Oder den Geschmack, den Duft ganz in Ruhe wahrnehmen möchte, ohne ständig darauf schauen zu müssen, dass die Kinder keinen Unfug machen. Vielleicht sollten wir den Bibelvers für uns einfach umdrehen: „Liebe dich selbst so wie deine Nächsten.“ Dann würden wir uns bestimmt selbst besser behandeln…

Der Ehepartner hat Vorrang

Über die Jahre habe ich auch erkannt, welcher Segen darauf liegt, wenn man dem Ehemann bzw. der Ehefrau bewusst den Platz vor den Kindern einräumt, auch wenn das praktisch manchmal etwas kompliziert ist. Aber die Ehebeziehung hat Vorrang vor der Eltern-Kind-Beziehung. Wenn die Ehepartner ein gutes Team bilden, profitieren letztlich auch die Kinder davon. Werden hingegen die Kinder zum Mittelpunkt, leidet meistens die Ehe, da der Partner sich vernachlässigt fühlt.

Dem Partner Priorität zu geben, bedeutet zum Beispiel, ihn ausreden zu lassen und ihm aufmerksam zuzuhören, auch wenn die Kinder daneben etwas wollen. Und ihnen klarzumachen, dass nun für fünf Minuten die Eltern miteinander reden, ohne dabei unterbrochen werden zu wollen. Das schaffen Kinder, auch schon die Kleineren. Je früher sie lernen, ihren Platz in der Familie einzunehmen, desto besser funktioniert das Zusammenleben.

 

Den Kindern Priorität geben

Genauso ist es wichtig, den Kindern Priorität zu geben vor anderen Dingen oder Menschen. Das heißt, wenn eine Freundin anruft und ein Kind aber gerade etwas braucht, werde ich sie später zurückrufen. Mein Kaffeeplausch mit der Nachbarin muss warten, wenn mein Kind krank ist. Klar bedeutet es manchmal ein Opfer, die Prioritäten richtig zu setzen. Aber es bedeutet auch, ein insgesamt gesünderes Leben zu führen.

 

Beziehung ist wichtiger als Arbeit

Ein klassischer Punkt beim Thema Prioritäten setzen ist die liebe Arbeit. Klar, Arbeit ist wichtig, lebensnotwendig und macht auch Freude. Aber Kinder müssen spüren, dass sie wichtiger sind als alle Arbeit der Welt. Es ist eine Geste der Wertschätzung, wenn ich meine Arbeit unterbreche, um meinem Kind zuzuhören. Oder auch, wenn ich ihm von meiner beruflichen Tätigkeit erzähle und das Kind daran Anteil haben lasse. Manchmal habe ich von meinen Kindern schon richtig gute Ideen zu verschiedenen Themen bekommen. Klar geht das nicht immer, denn alles hat seine Zeit und auch seinen Platz. Aber meine Familienmitglieder müssen spüren, dass mir die Beziehung zu ihnen wichtiger ist als meine Arbeit, meine Hobbies, meine Freunde oder mein kirchliches Engagement. Nur so kann ein tragfähiges Fundament entstehen, das tiefe, ehrliche und vertrauensvolle Beziehung ermöglicht.

Und wenn dann all diese Prioritäten stimmig und gut gesetzt sind, bleibt sehr oft auch noch Zeit und Energie für Dinge darüber hinaus. Aber dann eben mit der Unterstützung der Familie und nicht auf deren Kosten.

Lies dazu auch: Prioritäten richtig setzen – Teil 1

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