"Du lebst in unseren Herzen"

Seit wir vor drei Jahren die Frau­enarztpraxis wie gelähmt verließen, standen mein Mann und ich, aber auch unser Umfeld, unter Schock. Niemand wusste zunächst, wie damit umzugehen sei. Doch wir  fielen weich:  Familie, Arbeitgeber, Klinikpersonal und Freundeskreis haben uns im dem Maße unterstützt, wie wir es gebraucht haben und uns trauern lassen.  

Warum ich das erzähle? Weil  es wichtig ist. 

Das heißt nicht,  dass man jedem und jeder seine Geschichte auf die Nase binden soll, schon gar nicht wenn man das nicht will. Es heißt, dass darüber gesprochen werden kann – ganz  selbstverständlich  und ohne  Scham­gefühl.

 

Sternenkinder

So genannte "Sternenkinder" sind Kinder, die während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt sterben. Zurück bleiben trauernde Familien und ein ratloses Umfeld  –  ein  klassisches  Tabuthema, das aber viele betrifft.

Der Umgang mit dem Thema Fehl­ und Tot­geburt hat sich in den letzten Jahren stark ver­ändert. Im Krankenhaus werden Elternpaare gemeinsam in einer Klinik aufgenommen und begleitet, die Thematik wird nicht mehr tabu­isiert. Das Zusammenspiel von Ärzten, Heb­ammen, Psychologen, Pflege und Seelsorge­team ist vorbildhaft standardisiert worden.

Gesellschaftlich hat sich einiges getan: Das Thema findet Platz in Kirche, Politik, Medien und im Internet. Promis „outen“ sich als Ster­nenmamas und ­-papas. Wer darüber spricht und schreibt, stößt auf offene Ohren und Men­schen mit ähnlichen Erfahrungen.

Gemeinsam statt einsam - und das ist wichtig.

Betroffene, gerade noch in freudiger Erwartung, fühlen sich nach dem Tod ihres Kindes verlassen und allein. Es ist ein schwermütiges Gefühl der Isolation, das sie beherrscht. Dann zu sehen, lesen, spüren und erfahren, dass man mit der Erfahrung nicht alleine ist, kann in einsamen Stunden sehr tröstlich sein.

 

Viele Hilfsangebote

Nur wenn man es zum Thema macht, erfahren Betroffene und Angehörige vom wachsenden Unterstützungsangebot.

Da gibt es:

  • gute Plattformen (unter anderem www.mein-­sternenkind.net), 
  • hilfreiche  Literatur  (Tipp: Hannah Lothrop: Gute Hoffnung, jähes Ende. Fehlgeburt, Totgeburt und Verluste in der frühen Lebenszeit. Begleitung und neue Hoffnung für Eltern. Kösel, ISBN 978­3­466­34632­5) 
  • Gedenkfeiern, wie am Sonn­tag, 10.12., um 18 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche in der Salzburger Innenstadt. Diese steht heuer unter dem Motto "Du lebst in unseren Herzen".

 

Außerdem gibt es Gedenkstätten für ver­storbene und „still geborene“ Kinder, am Friedhof Golling oder am Kommunalfriedhof Salzburg, wo auch mehrmals im Jahr Gedenk­feiern stattfinden.


DER "WORLD WIDE CANDLE LIGHTING DAY"

Der Verlust eines Kindes verän­dert das ganze Leben. Seelischer Schmerz und abgrundtiefe Trauer hüllen für die Betroffenen alles in Dunkelheit. Mit dem gemeinsamen Entzünden von Kerzen setzen wir ein Zeichen der Zuversicht. Im Schein der Lichter erkennen wir, dass wir nicht allein sind.

Das jährliche Kerzenleuchten am zweiten Sonntag im Dezember findet mittlerweile auf der ganzen Welt statt. Dabei stellen Angehörige um 19 Uhr Ortszeit Kerzen an Fenster im Gedenken an ihre verstorbenen Kinder, Enkelkinder, Geschwister, so entsteht eine 24-stündige Lichterwelle rund um den Globus.

 

Gedenkgottesdienste

Auch Gedenkfeiern in Kirchen laden dazu ein, als Betroffene zusammenzustehen. Oft sind Worte zu viel: die Rede vom Trost ist leer. Wir dürfen einfach da sein.

Trauer darf ihren Aus­druck bekommen, damit die Seele aufatmen kann.

In  Dankbarkeit wollen wir aber auch von der Wärme des Lebens spre­chen.  Es gibt bei den Gedenkfeiern die Möglichkeit, mit­einander oder auch mit Seelsorge­rinnen und Seelsorgern ins Gespräch zu kommen und sich segnen zu las­sen als Stärkung für den weiteren Weg.

In Österreich werden rund um den 10. Dezember mit zahlreichen Gottesdiensten und Gedenkfeiern der "Sternenkinder" gedacht.

Hier geht´s zu den Terminen:

  • Tirol: Am Sonntag, 10.12.2023, um 14 Uhr, im Innsbrucker Dom mit Bischof Hermann Glettler
  • Salzburg: Am Sonntag, 10.12.2023, um 18 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche, Stadt Salzburg
  • In ganz Oberösterreich gibt es in Kirchen, Kapellen, Krankenhäusern und auf Friedhöfen Gedenkorte für Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind, etwa im Linzer Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, in den Friedhöfen der Pfarre Garsten, Enns oder Schärding. Gedenkfeiern finden am 9. Dezember ab 15:30 Uhr in der Pfarre Feldkirchen an der Donau sowie am 10. Dezember um 9:30 Ur in der Pfarrkirche Sierning, um 16 Uhr in der Pfarrkirche Weyer und um 19 Uhr im Klinikum Schärding statt. Darüber hinaus stehen für Betroffene Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger sowie Beraterinnen und Berater von "Beziehungleben.at" zur Verfügung, informierte die Diözese Linz. (www.dioezese-linz.at/sternenkinder)
  • Auch in der Diözese Graz-Seckau finden einige Gedenkfeiern statt, etwa am 9. Dezember um 18:30 Uhr im Uniklinikum Graz. Am 10. Dezember findet u.a. um 17 Uhr ein Gedenkgottesdienst in der Wallfahrtskirche Maria Straßengel und um 18:30 Uhr in der Grazer Heilandskirche eine ökumenische Gedenkfeier statt

 

Der Gott des Lebens hört unse­re Klage und sieht auch unsere Liebe und Dankbarkeit. Der "Worldwide Candle Lighting Day" ist für Eltern und Großeltern ein Tag der Erinnerung und Hoffnung zugleich.

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Portraitfoto Lisa Maria Schweiger-Gensluckner

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